Wohin mich mein Schreiben geführt hat
- Stefan
- 16. Juni
- 3 Min. Lesezeit

Wenn das Schreiben zur inneren Reise wird
Seit Anfang diesen Jahres jeden Morgen beginne ich mit einem Blick in das Buch: „365 Tage Stoiker“. Es ist ein stiller Begleiter geworden, Teil eines Rituals, das mich durch das Jahr trägt. Ich lasse von ChatGBT mir fünf Fragen zu täglichen Zitat vorschlagen – mal provozierend, mal nachdenklich – und wähle intuitiv die eine, die in mir etwas zum Schwingen bringt. Dann schreibe ich. Ohne Anspruch auf Schönheit. Ohne Ziel. Einfach so. Aber mit Füller. Und doch ist dieses tägliche Schreiben ein Kompass geworden.
Schon seit Jahren habe ich morgens Gedanken zu Papier gebracht. Aber in diesem Jahr habe ich mir vorgenommen, diese Morgenreflexion gezielter umzusetzen. Ich wollte mich nicht nur ausdrücken – ich wollte mich selber besser kennenlernen. Fragen nicht nur beantworten, sondern stellen. Muster erkennen. Ehrlicher hinschauen. Die tägliche Reflexion ist seither wie ein Spiegel geworden, in dem ich mein Denken, mein Fühlen, mein inneres Zögern besser begreife.
Inspiriert wurde ich dabei auch vom „5-Uhr-Club“. Robin Sharma beschreibt darin, wie kraftvoll der frühe Morgen ist – diese goldene Stunde, in der noch niemand etwas von dir will, du aber alles in dir selbst finden kannst. Klarheit, Energie, Fokus. Seit ich diese Idee aufgenommen habe, gehört das Schreiben am frühen Morgen zu meinem Tag – manchmal auf dem Balkon, manchmal am Küchentisch, manchmal im Kopf.

Der Koffer auf dem Dachboden
Inzwischen habe ich einen ganzen Koffer voller Notizhefte – er steht auf dem Dachboden. Manchmal nehme ich ihn mit runter, blättere in den Seiten und bin über meine eigenen Gedanken erstaunt. Da sind Einträge, die mich heute noch berühren. Und andere, bei denen ich spüre, wie blockiert ich an diesem Tag war. Worte, die wie feststeckende Äste in einem zugewucherten Pfad wirken.
Die Stoiker haben gesagt:
„Nicht die Dinge selbst beunruhigen uns, sondern die Meinungen, die wir über sie haben.“(Epiktet)
Und so erkenne ich in alten Gedanken oft die Meinungen, die ich inzwischen losgelassen habe.
Von Worten zu Bildern
Mit der Zeit hat mein Schreiben nicht nur Worte gesammelt, sondern Bilder entstehen lassen. Ich habe begonnen, Fragen in Form zu bringen. Gefühle in Farben zu denken. Und irgendwann entstand daraus „Deine Lebenssinnreise“ – ein Buch, das Menschen einlädt, sich selbst zu begegnen. Nicht in fertigen Sätzen, sondern im eigenen Ausdruck.
Ich begleite Menschen heute nicht, um „ihre Worte zu finden“. Sondern um ihre Gedanken in Bilder zu übersetzen. Denn bevor es die Schrift gab, haben Menschen sich gezeichnet. In Höhlen. In Symbolen. In Linien voller Sehnsucht. Vielleicht ist genau das unsere älteste Sprache – die Sprache der inneren Bilder.
Schreiben als Weg, Bilder als Antwort
Mein Schreiben hat mich geführt. In tiefere Schichten meines Selbst. In das Vertrauen, dass Worte nicht immer die Lösung sind – aber der Anfang. Und dass jedes Wort, das aus dem Inneren kommt, eine Spur hinterlässt. Manche werden zu Sätzen. Manche zu Visionen. Und einige zu Collagen auf einem Vision Board.
Vielleicht ist Schreiben kein Ziel. Vielleicht ist es eine Art, mich zu erinnern, wer ich bin. Und mich zu erinnern, was ich sein könnte.
Was bleibt – und was weitergeht
Wenn du wissen willst, wohin dich dein Schreiben führen kann – beginne. Nicht mit dem perfekten Satz, sondern mit dem echten. Lass deine Gedanken fließen. Vielleicht in ein Notizheft. Vielleicht auf einen Zettel am Fenster. Vielleicht wird daraus später ein ganzes Buch. Oder ein Bild, das du dir jeden Morgen ansiehst.
Deine Reise beginnt mit einem Wort. Vielleicht ist es heute.
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