Lebenswege ohne Reue – Wie ein Vision Board dich vor verpassten Chancen schützt.
- Stefan
- 13. Mai
- 6 Min. Lesezeit
Kennst du dieses nagende Gefühl, etwas Wichtiges im Leben verpasst zu haben? Dass du einen Wunsch hattest, den du nie erfüllt hast, und nun bereust du es? Solche Gefühle von Reue gehen oft einher mit Traurigkeit, Frustration oder dem Gedanken „Hätte ich doch nur...“.
Viele von uns haben Angst, am Ende unseres Lebens festzustellen, dass wir nicht nach unseren eigenen Wünschen gelebt haben, sondern vielleicht zu sehr die Erwartungen anderer erfüllt haben.
Die Vorstellung, zurückzublicken und sich zu fragen „Warum habe ich nicht meinen Träumen nachgejagt?“ kann erschreckend sein. Doch es ist nie zu spät, sich mit diesen Gefühlen auseinanderzusetzen und einen Weg zu finden, bewusster zu leben, damit am Ende möglichst wenig Bedauern bleibt.
Hier ein Beispiel aus meinem eigenen Leben
Ich möchte dir eine persönliche Geschichte erzählen. Ich selbst war jahrelang stark beruflich orientiert. Gleich nach der Schule habe ich eine Karriere gestartet, Geld verdient und mich auf Sicherheit und Aufstiegsmöglichkeiten konzentriert. Doch da gab es diesen einen Wunsch, der mich nie ganz losgelassen hat: Ich wollte studieren. Nicht unbedingt, um einen besseren Job zu bekommen – den hatte ich ja bereits. Sondern wegen der Erfahrung. Ich malte mir aus, wie es wohl wäre, ein Semester lang einfach nur zu leben, zu lernen und das Studentenleben zu genießen, ohne den Druck der Arbeitswelt.
Doch dieser Wunsch war nicht der einzige. Mit dem Gedanken ans Studium verband sich auch die Sehnsucht, eine Zeit lang im Ausland zu leben. Neue Kulturen zu entdecken, den Alltag in einem anderen Land zu erleben, aus gewohnten Mustern auszubrechen – all das erschien mir reizvoll. Aber immer wieder kamen die gleichen Zweifel: „Jetzt noch mal studieren? Dazu ist es zu spät.“ Oder: „Ein Auslandsaufenthalt? Das passt doch nicht in meinen Lebenslauf.“
Die Jahre vergingen, und mit ihnen schien die Chance, diesen Traum zu leben, zu verblassen – so fühlte es sich zumindest an. Ich bereute insgeheim, mir diese Erfahrung genommen zu haben. Es war, als hätte ich ein Kapitel meines Lebens ausgelassen, das ich nun nicht mehr schreiben konnte. Dieser unerfüllte Wunsch blieb wie ein kleiner Stachel zurück, der hin und wieder piekste.
Doch dann, viele Jahre später, habe ich mir zumindest einen Teil dieses Traums erfüllt – mit 58 Jahren! Ich nahm am "Summer of Pioneers" in Lichtensteig teil und lebte für einige Monate in der Schweiz. Es war ein Abenteuer, eine völlig neue Erfahrung, und vor allem eine Erkenntnis:

Es ist nie zu spät, sich seine Träume zu erfüllen.
Vielleicht kennst du ja auch einen ähnlichen Wunsch aus deinem eigenen Leben – etwas, das du immer wieder aufschiebst oder verdrängst, aber das tief im Inneren wichtig für dich ist. Wie kann man mit so einer Reue umgehen? An diesem Punkt hat mir ein Blick in die stoische Philosophie geholfen, eine neue Perspektive zu finden.
Die stoische Perspektive auf Reue

Die alten Stoiker betrachten Reue mit einer gewissen Strenge, aber auch Klarheit. In ihren Augen ist Reue vor allem eines: unproduktive Energie. Der römische Philosoph Seneca würde wohl sagen: Wenn dich der Gedanke quält, etwas Bestimmtes getan haben zu sollen, dann bleibt dir nur zwei Möglichkeiten – handle jetzt oder vergiss es.
"Wenn du über etwas nachdenkst, das du hättest tun sollen,
dann tu es jetzt oder lass es los." –
Seneca
Dieser Ausspruch bringt es auf den Punkt: Grübeln allein ändert nichts. Entweder wir finden einen Weg, den versäumten Wunsch jetzt noch anzugehen, oder wir müssen lernen, ihn loszulassen. Anstatt Energie in endlose What-if-Gedanken zu stecken, richten wir den Blick nach vorn.
Ein weiterer Stoiker, Epiktet, erinnert uns daran, dass es oft unsere Einstellung ist, die Leid erzeugt – nicht die Sache selbst.
"Es sind nicht die Dinge selbst, die uns beunruhigen,
sondern unsere Sichtweise auf sie." –
Epiktet
Übertragen auf unser Thema heißt das: Der unerfüllte Wunsch an sich ist nicht unbedingt das Problem, sondern wie wir darüber denken. Wenn wir ihn als persönliche Tragödie betrachten, wird er zu einer; sehen wir ihn dagegen als einen Aspekt unseres Lebensweges, können wir ruhiger damit umgehen. Wir haben keine Macht mehr über die Vergangenheit – aber wir kontrollieren, welche Bedeutung wir ihr beimessen.
Schließlich propagieren die Stoiker die Haltung des Amor Fati – die Liebe zum Schicksal. Das bedeutet, anzunehmen, was ist, und das eigene Leben mit all seinen Entscheidungen und Zufällen zu akzeptieren. Anstatt sich ständig zu grämen, dass man etwas verpasst hat, fragen wir: Was kann ich aus meinem bisherigen Lebensweg lernen? Vielleicht hat der direkte Berufseinstieg mir Erfahrungen und Chancen ermöglicht, die ich sonst nie gehabt hätte.
Jede Entscheidung – ob bewusst oder unbewusst getroffen – hat mich zu dem Menschen gemacht, der ich heute bin. Diese Erkenntnis nimmt der Reue ein Stück ihres Schreckens. Wenn ich mein Schicksal umarme, kann ich nach vorn schauen und überlegen, was ich jetzt aus meinen Wünschen machen will.
Den Wunsch bewusst wahrnehmen statt verdrängen
Der erste Schritt im Umgang mit einem unerfüllten Wunsch ist simpel, aber nicht immer leicht: ehrlich hinschauen. Statt den Wunsch kleinzureden oder vor dir herzuschieben, gestehe dir ein, dass er existiert. Manchmal neigen wir dazu, unbequeme Träume als bloße Fantasien abzustempeln. Doch diese unerfüllten Wünsche haben oft eine wichtige Botschaft: Sie weisen auf etwas hin, das uns im Innersten wichtig ist – ein Bedürfnis, ein Wert oder eine Sehnsucht, die in unserem derzeitigen Alltag zu kurz kommt.
Nimm dir also bewusst Zeit, um zu reflektieren. Frag dich in aller Ruhe:
Ist dieser Wunsch noch relevant für mich?
Warum beschäftigt er mich immer wieder?
Vielleicht stellst du fest, dass der Wunsch von früher in abgewandelter Form noch da ist. Willst du wirklich noch studieren, oder sehnst du dich generell nach mehr Lernen und persönlicher Weiterentwicklung? Geht es um das klassische Studentenerlebnis, oder vielleicht einfach um eine Auszeit, in der du dich neu orientieren kannst? Diese Klarheit darüber, was genau du dir wünschst, ist entscheidend.
Indem du deinen Wunsch bewusst wahrnimmst, nimmst du ihm schon einen Teil seines Schattendaseins. Er ist nicht länger ein vager Traum, der dich aus dem Hinterhalt mit Reuegefühlen überfällt, sondern etwas Konkretes, mit dem du dich auseinandersetzen kannst. Und erst dann kannst du entscheiden, was du damit machen möchtest.
Ein Vision Board als Weg zu einem bewussten Leben ohne Reue
Wie geht es nun weiter, nachdem du deinen Wunsch klar vor Augen hast? Hier kann ein praktisches Werkzeug helfen: das Vision Board. Ein Vision Board ist eine Art visuelles Traum-Board, auf dem du all deine Wünsche, Ziele und Träume sammelst – in Form von Bildern, Worten oder Symbolen. Doch es ist weit mehr als nur eine Collage – es ist ein kraftvolles Werkzeug der Selbstreflexion und Klarheit.
In meinem Buch "Deine Lebenssinnreise" zeige ich dir Schritt für Schritt, wie du ein Vision Board erstellst, das nicht nur schön aussieht, sondern dir wirklich hilft, deine Träume in die Realität zu bringen. Es geht darum, bewusst zu entscheiden, welche Wünsche wirklich zählen, welche Werte dich leiten und welche nächsten Schritte dich deinem erfüllten Leben näherbringen.

Das Vision Board ist nicht nur eine Momentaufnahme deiner Wünsche, sondern eine Landkarte für deine Zukunft – damit du dein Leben aktiv gestaltest, statt später auf verpasste Chancen zurückzublicken.
Am Ende ist Reue nicht der eigentliche Feind – das wahre Problem ist, wenn wir unsere eigenen Wünsche ignorieren und ungelebt lassen. Jeder Mensch hat die Chance, sein Leben bewusst zu gestalten und Kurskorrekturen vorzunehmen, solange er atmet.
Natürlich können wir nicht jeden Traum exakt so umsetzen, wie wir es uns in jungen Jahren ausgemalt haben. Aber wir können die Botschaft hinter diesen Träumen ernst nehmen und in unser heutiges Leben integrieren.
Ein Vision Board, ist ein hilfreiches Mittel, um genau das zu tun. Es sorgt dafür, dass wir uns nicht in den Erwartungen der Gesellschaft oder dem Alltagsstress verlieren, sondern immer wieder zu dem zurückfinden, was uns persönlich erfüllt. Wir dürfen unsere eigenen Wünsche wichtig nehmen – sie sind der Kompass zu einem Leben, auf das wir ohne Bedauern zurückschauen können.
Du hältst also das Steuer in der Hand. Worauf wartest du? Die Vergangenheit können wir nicht ändern, aber wir können jetzt Entscheidungen treffen, die verhindern, dass wir später bereuen. Lebe so, dass du am Ende sagen kannst: Ich habe nach meinen eigenen Wünschen gelebt und stehe hinter meinen Entscheidungen. Ein bewussteres, erfüllteres Leben ohne Reue ist möglich – fange heute damit an.
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